Direkt zum Hauptbereich

Lineare Zusammenhänge vs. nichtlineare Zusammenhänge

Dieser Artikel gehört zur Artikelserie über das Paretoprinzip.

In diesem Artikel möchte ich auf das Problem des Denkens in linearen Zusammenhängen eingehen. Diese Art des Denkens kann für die Lösung und Analyse vieler Probleme sehr hinderlich sein.

Wir Menschen denken meist linear. Wenig Ursache führt zu wenig Wirkung, viel Ursache führt zu viel Wirkung. Als Diagramm sieht das dann so aus:

Lineare Ursache-Wirkungs-Beziehung: wenig hilft wenig, viel hilft viel

In vielen Bereichen unseres Leben ist das auch der richtige Ansatz. Wenn wir beispielsweise den Tank unseres Autos nur halbvoll machen, legen wir nur die halbe Strecke im Vergleich zu einer vollen Tankfüllung zurück. Ein anderes Beispiel: mit der doppelten Menge an Nahrung bekomme ich die doppelte Menge an Menschen satt. Das lineare Denken hat den Menschen früher bestimmt in der Mehrzahl der Fälle geholfen, ein Problem zu lösen, doch unsere Welt ist komplexer geworden.

Viele für uns heutzutage wichtige Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind nicht linear. Sie weisen, oft durch Rückkopplungsschleifen oder Umkipppunkte (Tipping Points) eben ein anderes Verhältnis auf.

Ein schönes Beispiel dafür ist die Entwicklung der Weltbevölkerung. Sie ist in etwa so verlaufen:

Entwicklung der Weltbevölkerung

Warum ist die Bevölkerung nicht gleichmäßig (linear) angewachsen? Die Ursache liegt darin, dass bis ungefähr zum Jahr 1600 die Menschen so gerade eben mit den Lebensmitteln auskamen (Subsistenzwirtschaft). Wenn es mal mehr Menschen als Lebensmittel gab, sind diese schlicht verhungert und die Bevölkerungszahl ist wieder auf das Niveau gesunken, bei dem alle so gerade eben überleben konnten.

Doch um 1600 hatte die Menschheit (langsam) so viel technischen Fortschritt in der Landwirtschaft gemacht, dass sie begann, einen Überschuss an Lebensmitteln zu erwirtschaften. Dadurch, dass ein Teil der Arbeitskraft der Bevölkerung nicht mehr in der Landwirtschaft gebunden war, beschleunigte sich der technische Fortschritt (es war ja jetzt etwas Zeit zum Denken und Tüfteln da), die industriellen Revolutionen folgten und wir sind mit unserem Fortschritt und der Größe der Weltbevölkerung da gelandet, wo wir heute sind. Wer mehr zu dieser ‚Schwelle‘ um das Jahr 1600 herum wissen möchte, kann sich zum Einstieg mit der Malthusischen Falle, benannt nach dem Ökonomen Thomas Robert Malthus, beschäftigen.

Die Kurve zur Entwicklung der Weltbevölkerung ist eine exponentielle Kurve, sie steigt immer schneller an, je weiter man sich in der Zeit ’nach vorne‘ bewegt. Die Entwicklung der circa letzten 200 Jahre ist besonders steil, hier spricht man auch von hyperexponentiellem Wachstum. Im englischen Sprachraum wird für die Exponentialfunktion auch gerne der sehr bildliche Begriff vom Hockeystick, verwendet, da die Kurve in etwa wie ein Schläger im Eishockey geformt ist.

Die Verzinsung von Geld (Kapital) folgt übrigens auch einem exponentiellen Verlauf. Zu Anfang sind die Zinsen eher mager, aber durch den Zinseszins-Effekt ‚explodieren‘ sie förmlich im Laufe der Zeit. Daher ist es auch so wichtig, möglichst früh mit der Geldanlage anzufangen.

Die Paretokurve hat wiederum einen ganz anderen Verlauf. Sie steigt zu Beginn sehr stark an und flacht dann stark ab.

Die Paretokurve steigt zu Beginn stark an und flacht dann ab.

Man sieht, dass man zu Beginn mit wenig Ursache viel Wirkung erzielen kann, doch der ‚Drehmoment‘ dann rapide abnimmt. Die ersten 20% Ursache erzielen 80% Wirkung, die nächsten 20% aber nur noch 8% und die folgenden 20% nur noch 5% Wirkung. Das ist, Sie erinnern sich bestimmt, dem abnehmenden Grenznutzen geschuldet. Wenn wir solche Zusammenhänge nicht erkennen, verschwenden wir viel von unseren knappen Ressourcen. Es ist also wichtig, sich bei der Lösung eines Problem stets über die Natur dieser Beziehung im klaren zu sein. Eine grafische Darstellung ist da ein sehr gutes Hilfsmittel.

Fazit

Was sollten Sie aus diesem Artikel mitnehmen? Wenn Sie sich mit einer Ursache-Wirkungs-Beziehung beschäftigen, fragen Sie sich stets, welche Art Abhängigkeit hier tatsächlich vorliegt. Ein gutes Hilfsmittel zur Beantwortung dieser Frage ist die Erstellung eines Diagramms. Überspringen Sie diesen Schritt nicht, denn er kann Ihnen wertvolle Ressourcen sparen!



Dieser Artikel ist Teil einer Serie zum Paretoprinzip. Den nächsten Teil finden Sie hier.

Kommentare