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Von Umzügen, Heizungen und Taupunkten

Ich bin im Begriff, umzuziehen. In der leer stehenden Wohnung, in die ich ziehe, gibt es eine Fußbodenheizung, und das ist völliges Neuland für mich. Und damit habe ich mir neue Probleme eingehandelt.


Das erste Problem ist, dass ich sechs Heizkreisläufe habe, die unbeschriftet und deren 'räumliche Zuständigkeit' mir unbekannt ist. Die Hausverwaltung konnte hier leider nicht weiterhelfen.

Das zweite Problem ist, dass ich die Ventile der Heizkreisläufe scheinbar zu spät voll aufgedreht habe. Ich hatte sie zwar vor zwei, drei Wochen schon zum Teil aufgedreht und wollte mich 'von unten' an die richtige Einstellung herantasten, doch es wurde nicht so recht warm in der Wohnung (18,6 °C).

Daraus resultierte das dritte Problem: an zwei Fenstern schlägt sich Feuchtigkeit an der Innenseite nieder, was zu Schimmel führen kann. Dies ist das drängendste Problem.

Das Feuchtigkeitsproblem

Der Taupunkt

Schimmel entsteht, wenn sich Feuchtigkeit an einer Oberfläche dauerhaft niederschlägt. Oft sind das Fenster oder Decken. Luftfeuchtigkeit schlägt sich dann nieder, wenn die Luft das in ihr enthaltene Wasser (Dampf) nicht (mehr) speichern kann. Und wie viel Wasser die Luft aufnehmen kann, hängt von ihrer Temperatur ab. Man kann anhand der aktuellen Temperatur der Luft und der relativen Luftfeuchtigkeit berechnen, ab welcher Temperatur die Luft 'zu kalt' wird, um die in ihr vorhandene Menge Wasser gasförmig zu halten; man nennt dies den Taupunkt. Wird diese Temperatur erreicht oder unterschritten, liegt die Luftfeuchtigkeit bei 100% - das Wasser kondensiert, in meinem Fall an Fensterscheiben.

Was tun?

Es gibt also zwei Parameter, über die man die Schimmelbildung beeinflussen kann: Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Temperatur hängt von der Außentemperatur, der zugeführten Energie (Heizung) und der Dämmung/Isolation eines Raumes ab. Die relative Luftfeuchtigkeit wird vom Zugang (durch Menschen, Tiere, Duschen, Baden, Kochen, ...) und Abgang (primär: Lüften) von Wasserdampf bestimmt.

Sofortmaßnahmen am Unfallort

Die Dämmung/Isolation des Raumes (incl. Fenster) kann ich kurzfristig nicht ändern. Ich kann nur die Raumtemperatur erhöhen (Heizung) und die Luftfeuchtigkeit vermindern (Lüften, wenig Wasserdampf erzeugen). Konkret: ich werde die Heizung vorerst volle Pulle laufen lassen und gut lüften.

Die Fußbodenheizung sorgt aber nur für eine langsame Temperaturerhöhung. In fünf Tagen hat die Raumtemperatur nur 0,4 Grad zugelegt, was mich als Fußbodenheizungs-Novizen verwundert hat.

Weiteres Vorgehen

Die Situation ist natürlich unbefriedigend, so dass ein Plan her musste. Als Erstes habe ich mir einen Bosch PTD 1 Thermodetektor besorgt. Mit diesem Gerät lässt sich die Raumtemperatur, die relative Luftfeuchtigkeit sowie Oberflächentemperaturen messen. Außerdem zeigt er schimmelgefährdete Stellen an.

Ich bin mit dem PTD 1 dann durch die Wohnung gelaufen und habe mal ein bißchen erkundet, wo Gefahr besteht. So weiß ich schon mal, wo ich vorrangig die relative Luftfeuchtigtkeit senken und die Temperatur erhöhen muss. Wenig überraschend sind das die beiden Räume, wo sich die Feuchtigkeit an den Fenstern niederschlägt, aber ich wollte auch wissen, welche Stellen an den Wänden eventuell besonders im Auge zu behalten sind.

Am problematischsten ist das Gäste-WC (zur Zeit circa 18.4 Grad, circa 56% RLF) . Dort werde ich mit meinen elektrischen Heizkörper, den ich für Notfälle (Ausfall der Heizung) seit circa einem Jahr in meinem aktuellen Domizil vorhalte, einsetzen. Er bietet eine stufenweise Temperatureinstellung. Hier werde ich erst mal 20 °C als Solltemperatur einstellen.

Der zweite Ansatzpunkt ist natürlich, die Luftfeuchtigkeit abzusenken, also das Wasser aus der Luft zu bekommen.

Manuelles Lüften scheint mir hier nicht effektiv genug, so dass ich mir zwei elektrisch betriebene Luftentfeuchter bestellt habe. Sie sollen übermorgen geliefert werden.

Sobald mein Internet-Zugang umgezogen ist, werde ich dank meines NetAtmo-Systems mit vier Innensensoren ein kontinuierliches Monitoring und eine Schwellwertüberwachung mit automatischer Alarmierung umsetzen können, so dass ich jeweils eine aktuelle Lageeinschätzung und auch eine Entwicklungstendenz habe.

Die Fußbodenheizung

Ich habe mir in den letzten Tagen einiges zu Fußbodenheizungen durchgelesen. Je nach Bauart kann es wohl wirklich einige Tage dauern, bis die Temperatur anständig ansteigt. Mit dem PTD 1 konnte ich messen, dass die Fliesen in der Wohnung durchgängig eine Temperatur von rund 23 Grad haben, die Fußbodenheizung also arbeitet. Offenbar habe ich sie schlicht zu spät auf die richtige Leistung aufgedreht. Das werde ich in der nächsten Heizperiode besser machen.

Dennoch möchte ich gerne wissen, wie die Heizkreisläufe der Fußbodenheizung in der Wohnung verlaufen und mit welchem Ventil ich sie regulieren kann. Da wird dann das PTD 1 wieder ins Spiel kommen. Wenn ich die Wohnung ordentlich warm habe, werde ich nacheinander jeweils einen Strang abdrehen und messen, in welchen Räumen die Oberflächentemperatur der Bodenfliesen dann abnimmt. Die Heizkreise habe ich schon in den beiden Verteilern durchnummeriert und beschriftet. Ich werde dann mir dann eine kleine Tabelle mit den 'Zuständigkeiten' erstellen.


Lesson learned

Was habe ich nun daraus gelernt? Bei Umzügen in der kalten Jahreszeit sollte man rechtzeitig der Heizung gebührende Aufmerksamkeit schenken - insbesondere wenn man dabei einen 'Systemwechsel' zwischen einer Konvektionsheizung (z. B. Heizkörper) und einer Flächenheizung (z. B. Fußbodenheizung) hat. Außerdem sollte man sich einen Eindruck der Wärmedämmung und der Luftfeuchtigkeitssituation verschaffen.

Das Internet war hier wieder eine große Hilfe. Ich bin nicht der Erste mit den beschriebenen Problemen und konnte das nötige Wissen relativ einfach recherchieren. Aber man muss aufpassen, nicht durch falsche Informationen in die Irre geleitet zu werden. Selber denken hilft!

Die Maßnahmen zur Verbesserung der Situation sind bekannt und die nötigen Hilfsmittel verfügbar. Letztlich ist das wieder eine Gelegenheit, etwas Neues zu lernen und ein reales Problem zu lösen.

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