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Erfahrungsbericht 'Lese-Curriculum'

In meinem Artikel Gegen das Vergessen habe ich beschrieben, wie ich die Spaced Repetition-Technik einsetze, um das 'Ausdiffundieren' von Wissen aus meinem Kopf zu vermindern. Inzwischen sind anderthalb Jahre vergangen. Deshalb möchte ich hier einen Zwischenstand berichten.

Ich habe in dieser Zeit mein Lese-Curriculum vor allem dazu genutzt, mir aus beruflichen Gründen 2.500 Seiten zum Thema Projektmanagement in meinen Kopf zu füllen. Was habe ich dabei hinsichtlich des Lese-Curriculums gelernt?

Eine wichtige Erkenntnis war, dickere Bücher in kleine 'Happen' zu zerlegen. Anders als 'damals' zerlege ich Bücher nun in jeweils grob 200 Seiten umfassende 'Happen'. Bei umfangreicherem und 'trockenem' Lesestoff entsteht bei mir sonst ein 'Lesestau'.

Ich habe auch für mich heraus experimentiert, dass ich eine neue 'Leseeinheit' erst dann in Angriff nehme, wenn alle anderen 'Leseeinheiten' mindestens die Lesestufe 5 erreicht haben, also frühestens nach 30 Tagen wieder 'fällig' sind. Außerdem muss eine neue 'Leseeinheit' komplett vor der frühesten 'Fälligkeit' einer anderen 'Leseeinheit' komplett durchgelesen werden können. Bevor ich diese Regeln formuliert hatte, war ganz schöner 'Lesestress' bei mir angesagt!

Neben der bereits 'damals' genutzten 'absoluten' Fälligkeitsanzeige (ab einer Woche bis zur Fälligkeit) habe ich auch eine 'relative' Fälligkeitsanzeige hinzugefügt. Es wird nun neben der nächsten Fälligkeit auch ein Zeitfenster mit dem frühesten und spätesten Anfangszeitpunkt (FAZ, SAZ) angezeigt, der den Bereich von 10% des Wiederholungsintervalls vor und nach dem Fälligkeitsdatum umfasst. Anders gesagt: wenn die Wiederholungsintervalle länger werden, wird auch der zeitliche Spielraum für die Wiederholung länger, was zur 'Entzerrung' der 'Leseverpflichtungen' beiträgt.

Lese-Curriculum-Zeitfenster

Was hat es mir genutzt?

Das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich kann beileibe nicht behaupten, dass ich ein Buch nun nach achtmaligem Lesen mit den Spaced Repetition-Intervallen auswendig könnte, doch ich habe zumindest das Gefühl, dass der Lesestoff in der Summe jetzt zumindest besser abrufbar ist.

Bei 'wichtigem' Lesestoff halte ich mich an die Spaced-Repetition-Intervalle. Bei 'nachrangigen' Werken bin ich dazu übergegangen, diese in fixen Intervallen, beispielsweise 180 Tage, zu wiederholen.

Das Anwender des Lese-Curriculums war für mich schon extrem zeitraubend, wobei ich mich allerdings aus beruflichen Gründen für die 2.500 Seiten zum Thema Projektmanagement nicht an meine eigenen Regeln (siehe oben) gehalten habe, da ich dieses Wissen schnell aufnehmen wollte. Inzwischen sind die Intervalle meist recht weit auseinander, so dass es jetzt etwas ruhiger wird. Wer keinen Druck hat, Wissen schnell aufzunehmen, fährt mit meinen Regeln vielleicht ganz gut.

Ich werde mein Lese-Curriculum jedenfalls weiter führen und bin, trotz der zeitweise hohen Belastung, recht zufrieden damit. Wichtig scheint mir, es mit anderen Formen der Wissensspeicherung, wie dem Zettelkasten nach Luhmann, zu kombinieren.

Mein Google Drive-Tabelle mit dem Lese-Curriculum lässt sich übrigens hier ansehen und auch kopieren.

#wissensmanagement

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