Dieser Artikel gehört zur Artikelserie über das Paretoprinzip.
Stellen Sie sich vor, Sie und eine kleine Gruppe von Menschen sind mit dem Flugzeug in der Wildnis notgelandet. Sie wissen nicht, ob die Piloten noch einen Notruf und eine Positionsmeldung absetzen konnten. Auf absehbare Zeit ist daher keine Hilfe zu erwarten. Sie müssen etwas essen, um zu überleben.
Sie haben keine Lebensmittelvorräte dabei, also müssen Sie sich selbst versorgen. Die anderen Flugzeuginsassen sind bei der Notlandung so sehr verletzt worden, dass sie sich kaum bewegen können. Es liegt nun an Ihnen, Ihre Gruppe von Überlebenden mit Nahrung zu versorgen.
Sie finden heraus, dass es zwei mögliche Nahrungsquellen gibt: Wildschweine und Früchte. Da es früh dunkel wird, haben Sie nur fünf Stunden pro Tag Zeit, etwas Essbares zu besorgen.
Da Sie der einzige sind, der etwas zu Essen beschaffen kann, müssen Sie Ihre Zeit irgendwie zwischen der Jagd von Wildschweinen und dem Sammeln von Früchten aufteilen. Sie probieren verschiedene Aufteilungen Ihrer Zeit aus und kommen zu folgendem Ergebnis:
Tabelle die Grenze des Möglichen
Nahrungsmittelbeschaffung
Pro Stunde können Sie durch Ihre Geschicklichkeit im Schnitt ein Wildschwein erlegen. Die Jagd macht Ihnen Spaß und sie ermüden praktisch nicht. Das Sammeln von Früchten strengt Sie hingegen mehr an, denn Sie müssen dafür viel klettern. Deshalb schaffen Sie in einer Stunde 20 Früchte, in zwei Stunden jedoch nur 36 Früchte.Wenn man das grafisch darstellt, sieht Ihre ‚Nahrungsmittelproduktion‘ so aus:
Nahrungsmittelproduktion
In der Volkswirtschaftlehre wird eine solche Kurve als Produktionsmöglichkeitenkurve oder Kapazitätslinie bezeichnet, die englischsprachigen Ökonomen nennen dies die Production Possibilities Frontier.
Beim Paretoprinzip kommt genau dieses Konzept zur Anwendung. Sie haben mehrere Handlungsoptionen und verteilen dann Ihre Ressource, wie Zeit oder Geld, in einem bestimmten Verhältnis auf die Optionen. Der Ressourcenverbrauch der einzelnen Optionen bestimmt dann, worauf Sie verzichten müssen, wenn Sie eine bestimmte Handlungsoption wahrnehmen.
Für Sie ist es wichtig, mitzunehmen, dass es oftmals kein ‚optimales‘ Ergebnis gibt, wenn Sie Ihre knappen Ressourcen verteilen wollen, sondern einen Strauß von Möglichkeiten. Sie sollten aber ebenso mitnehmen, dass Sie die vorhandenen Ressourcen stets ausnutzen sollten, denn andernfalls erzielen Sie nur ein Ergebnis, das suboptimal ist (unter der roten Linie liegt).
Im nächsten Artikel stelle ich Ihnen ein weiteres, für die Anwendung des Paretoprinzip bedeutendes Konzept vor: Opportunitätskosten.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie zum Paretoprinzip. Den nächsten Teil finden Sie hier.
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