Direkt zum Hauptbereich

Priorisieren mit der MoSCoW-Technik

In diesem Artikel möchte ich eine einfache Möglichkeit zur Priorisierung vorstellen: MoSCoW.

MoSCoW ist nicht nur ein Dschinghis Khan-Hit aus den späten 1970ern (ok, der hieß Moskau) und die Hauptstadt Russlands 😉 , sondern auch ein Akronym für die vier bei dieser Technik verwendeten Kategorien zur Priorisierung:

  • Must have (zwingend erforderlich)
    Ist dieses Feature zwingend erforderlich?
  • Should have (sollte vorhanden sein)
    Gibt es einen guten Business Case für das Vorhandensein dieses Features (ROI)?
  • Could have (könnte vorhanden sein)
    Ist das Feature wünschenswert?
  • Would like, but won’t get (vielleicht später)
    Kann man auf dieses Feature momentan verzichten und hat es einen geringen Wert (ROI)?


Die Verwendung dieser Technik bietet sich bei der Projektarbeit an. Man nimmt sich dabei beispielsweise alle Features vor, die ein zu entwickelnder IT Service haben könnte und weist jedem Feature eine der Kategorien zu. Das kann man dann bei kleineren Projekten schön im Rahmen eines Workshops an einem Flipchart machen.

Im Prinzip muss man nur die jeweiligen Fragen (siehe oben) zu jeden Feature stellen und es ‚fällt‘ dann auf die richtige Prioritätsstufe durch. Natürlich sollte man bei der Priorisierung nicht nur auf den Return on Investment (ROI) abstellen, sondern auch andere, nicht-monetäre Aspekte beachten.

Durch die Priorisierung werden die vorhandenen und knappen Ressourcen dann am sinnvollsten eingesetzt. Eine Studie der Standish Group hat beispielsweise mal ergeben, dass 45% der Features in einem Software-System nie genutzt werden und 19% nur gelegentlich. Intensiv genutzt werden nur circa 20% der Features. Man könnte sich also eine ganze Menge unnötiger Arbeit und Ressourceneinsatz sparen, wenn man anständig priorisiert.

Die MoSCoW-Technik ist explizit im Buch Erfolgreiche Projekte managen mit PRINCE2 als Option für die Priorisierung der Projektabnahmekriterien als Beispiel vorgestellt. Die Must– und Should-Kriterien sollen bei der Abnahme eines PRINCE2-Projektes erfüllt sein. Auch in den ITIL-Lifecycle-Büchern wird die MoSCoW-Technik zur Priorisierung erwähnt.

Ursprünglich wurde die von Dai Clegg entwickelte MoSCoW-Priorisierungstechnik vor allem in der Dynamic Systems Development Method (DSDM) eingesetzt, hat aber auch ihren Eingang in agile Methoden der Software-Entwicklung gefunden. Das Timeboxing bei agilen Methoden schreit geradezu nach einer guten Priorisierung der Arbeitspakete, Aufgaben, Stories.

Für mich liegt der Vorteil der MoSCoW-Technik darin, dass sie den einzelnen Prioritätsstufen einen greifbaren Sinn gibt. Natürlich könnte man auch einfach Prioritäten von eins bis vier vergeben, doch über die Benennung der Prioritätsstufen mit ‚Wunsch-Graden‘ wird gleich jedem an der Priorisierung Beteiligten klarer, was für Konsequenzen die Priorisierung einzelner Features oder Projektabnahmekriterien hat.

Der Nachteil dieser Technik ist, dass sie keine Abhängigkeiten zwischen Features oder auch ihren Kosten herstellt und natürlich auch jeder Stakeholder seine eigenen Ansichten darüber hat, wie er zur Diskussion stehende Features priorisiert. Die Priorisierung bleibt also ein schwieriges Geschäft.

Kommentare