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Wie ich mich auf die PRINCE2 Foundation-Prüfung vorbereitet habe

Neben der Zertifizierung zum ITIL® Expert wollte ich auch noch eine ‚Grundbesohlung‘ im Bereich Projektmanagement haben. Ich entschied mich hierbei für die PRINCE2®-Methode, die in den ITIL® Lifecycle-Büchern ja des Öfteren erwähnt wird und mir daher als ‚natürliche Wahl‘ erschien.
Nach meinen guten Erfahrungen mit Pink Elephant für die ITIL-Kurse habe ich zuerst geschaut, ob es dort ein entsprechendes Angebot gibt. Dem war leider nicht so. Ich habe dann einen deutschsprachigen PRINCE2 Foundation-Online-Kurs incl. Prüfung bei Maxpert gefunden und gekauft, für 624,75 Euro incl. Mehrwertsteuer. Bei Amazon habe ich mir das offizielle PRINCE2-Buch Erfolgreiche Projekte managen mit PRINCE2 des Office of Government Commerce (81,95 Euro), eine einlaminierte Übersicht 2009: Der Ablauf eines PRINCE2-Projekts / The process flow of a PRINCE2-Project von QRP Management Methods International/Martin Rother (3,50 Euro) sowie das Buch PRINCE2 kurz und bündig von Beate Friedrich (19,90 Euro) gekauft. Meine Investitionen für den PRINCE2 Foundation-Zertifizierung belaufen sich also auf insgesamt 730 Euro.

Bei meinen ersten beiden ITIL Intermediate-Kursen hatte ich den Fehler gemacht, zuerst die dicken Original-Lifecycle-Bücher zu lesen, was sich als völlig unnötig für das Bestehen der Prüfungen erwiesen hat. Diesen Fehler wollte ich bei der Vorbereitung auf die PRINCE2-Prüfung nicht wiederholen. Da ich zu dem Zeitpunkt, als ich meine letzte ITIL-Prüfung zur Erlangung der ITIL Expert-Zertifizierung abgelegt hatte, noch keinen Zugriff auf die Online-Schulung von Maxpert hatte, startete ich mit dem Buch PRINCE2 kurz und bündig von Beate Friedrich und bin erst mal ‚gegen die Wand gelaufen‘. Auch der Maxpert-Kurs hat, nach erstem Durcharbeiten, nicht das Gefühl hinterlassen, dass ich einen Hauch von PRINCE2 verstanden hätte.

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sich bei mir ein Gefühl des Verstehens eingestellt hat. Vermutlich liegt die Ursache dafür in der monatelangen intensiven Beschäftigung mit ITIL, so dass mein Gehirn scheinbar nur langsam wieder auf etwas Anderes umschalten konnte. Eine wichtige Hilfe für das initiale Verständnis waren das Video-Tutorial PRINCE2 Foundation | Online Course | Pre-Course und Your first PRINCE2 project (Teil 1Teil 2Teil 3) von Frank Turley (alle kostenlos auf Youtube verfügbar). Nachdem ich dann einen Einstieg in das Thema gefunden hatte, halfen mir dann das Buch PRINCE2 kurz und bündig und der Online-Kurs, ein Verständnis für die Materie zu bekommen.

Das Buch und der Kurs von Maxpert sind gut und haben mich so auf die Prüfung vorbereitet, dass ich sie sicher bestanden habe, die ‚lange Leitung‘ zu Beginn war mein Problem. Bei dem Online-Kurs hatte ich den Eindruck, dass es sich dabei um eine eingedeutschte Version eine englischsprachigen Kurses von Bytesize Training handelt. In den Online-Kurs integriert war ein Prüfungssimulator. Das hat mir sehr gut gefallen, denn dadurch bekam ich ein Feedback, wie gut ich den Stoff beherrsche.

Da ich zu Beginn Probleme hatte, die Dimensionen, die integrierten Bausteine, die Themen und die Grundprinzipien von PRINCE2 auseinander zu halten (was ist ein Prinzip und was ist ein Thema?), habe ich mir in Google Keep vier Notizen dazu gemacht, die diese Informationen jeweils in gesprochener und geschriebener Form enthalten. Diese Notizen habe ich mir dann auf meinem Smartphone täglich angehört/angesehen. Durch die Kombination von visueller und auditiver Wahrnehmung wollte ich das Memorieren dieser Informationen verbessern.

Ich habe mir auch für die Lern-App AnkiDroid zwei Stapel mit PRINCE2 Foundation-Musterfragen heruntergeladen (Komplex AKomplex B), die ich jedoch letztlich nur ein einziges mal durchgearbeitet habe. Zusätzlich habe ich dann noch Teile des offiziellen PRINCE2-Buches Erfolgreiche Projekte managen mit PRINCE2 gelesen, doch mein Fokus lag erst einmal auf der Erlangung der Zertifizierung. Jetzt, wo ich die Prüfung absolviert habe, werde ich mir das Buch mal komplett zu Gemüte führen.

Apropos Prüfung: die Prüfung wurde via APMG International vom Dienstleister ProctorU vorgenommen. Auch hier schaut, wie ich das schon von meinen ITIL-Prüfungen mit PEOPLECERT gewohnt war, jemand bei der Prüfung zu. Im Gegensatz zum PEOPLECERT-Online-Proctoring habe ich hier mein Gegenüber gesehen. Der Ablauf der Prüfung war ähnlich. Ein Unterschied war, dass man bei ProctorU mittels eines reflektierenden Gegenstandes, z. B. einen Spiegel, sein Notebook zeigen muss, so dass man hier nicht mit aufgeklebten Zetteln neben der eingebauten Webcam im Notebook-Display pfuschen könnte. Ein weiterer wichtiger Unterschied war, dass man die Prüfung nicht abschließen darf, wenn man fertig ist, sondern erst den Proctor per Chat darüber benachrichtigen muss, dass man fertig ist und dieser einem dann beim Drücken des Fertig-Buttons zusehen kann. Tut man dies nicht, kann es sein, dass die Prüfung annulliert wird. Für die Prüfung ist ein installierter Flash-Player Voraussetzung, was nicht jedem auf hohe IT-Sicherheit bedachten Anwender gefallen wird.

Ich habe für die Prüfung, wie empfohlen, den Safari-Browser auf meinem MacBook verwendet. Das Interface der Prüfung war gut. Oben wurden 75 kleine Kästchen für die Fragen angezeigt, die jeweils grün wurden, wenn man eine Frage beantwortet hat. Darunter wurde die jeweilige Frage angezeigt und vier physischen Antwortbögen nachempfundene Antwort-Kästchen, in denen man seine Antwortoption anklicken konnte (A-D). Hier konnte man auch zwei Optionen anklicken, obwohl es jeweils nur eine Antwort geben konnte.

In der Prüfung selber müssen 75 Multiple-Choice-Fragen beantwortet werden, von denen man mindestens 35 korrekt beantworten muss. In den 75 Fragen enthalten sind auch fünf nicht als solche gekennzeichneten Testfragen, die nicht gewertet werden. Ich schätze, hier wird geprüft, ob potentielle neue Testfragen verständlich sind. Die Fragen fand ich teilweise etwas ‚tricky‘. Statt wie erwartet im 90%-Bereich habe ich daher ‚nur‘ ein Prüfungsergebnis von 87% erzielt. Zum Bestehen der Prüfung muss man mindestens 50% der Fragen korrekt beantworten. Nach Abschluss der Prüfung erschien noch ein kleiner Feedback-Fragebogen zum Ausfüllen (acht Fragen, falls ich mich korrekt erinnere) und dann schließlich das vorläufige Ergebnis.

Die offiziellen Ergebnisse werden immer erst nach einer ‚Revisionszeit‘ bekannt gegeben. Dies war auch bei PEOPLECERT so und ist vermutlich bei allen Online-Proctoring-Dienstleistern üblich (vorgeschrieben?). Für mich ist das kein Problem, denn ich muss nicht unmittelbar nach der Prüfung mein Zertifikat irgendwo vorlegen. Leider hatte ich bei APMG International nach Bekanntgabe der offiziellen Prüfungsergebnisse keinen Zugriff auf ein elektronisches Zertifikat (PDF-Datei), wie dies bei PEOPLECERT der Fall ist. Ich habe dann gesehen, dass es auf der APMG-Seite einen Link zu einem eigenen Portal für die E-Zertifikate gibt, doch nach der Anmeldung gibt es noch einen Approval-Prozess, der bei mir schon mehrere Tage lang andauert. Ich bin mal gespannt, ob ich zuerst das physische oder das PDF-Zertifikat bekomme.

Ich spiele nun mit dem Gedanken, noch die PRINCE2 Practitioner-Prüfung nachzuschieben, die ja auf dem gleichen Stoff wie die Foundation basiert. So kann ich meine bereits erbrachte Lernleistung für die Foundation-Prüfung gleich wiederverwerten. Für eine Präsenzschulung müsste ich allerdings circa 2.000 Euro bezahlen. Das ist viel Geld, aber es könnte sich auszahlen, falls mir das Zertifikat den Weg zu einem guten neuen Job erleichtert. Ob mir das Zertifikat hilft, ist allerdings ungewiss. Ich möchte auch nicht zwingend im Projektbereich arbeiten. Andererseits ist Projektarbeit heute ein wichtiger Teil des Geschäftslebens. Nun ja, ich habe ja noch ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, da ich die Practitioner-Schulung erst besuchen kann, wenn ich das Foundation-Zertifikat in Papierform vorliegen habe. Bei PEOPLECERT hat die Zusendung ungefähr jeweils einen Monat gedauert.

Update vom 01.09.2016: Die Musterfragen für AnkiWeb/AnkiDroid sind nicht mehr online verfügbar.

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