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Wie ich meine ITIL®-Prüfungen abgelegt habe

Nachdem ich nun alle Prüfungen geschafft habe, die für zur Erlangung der ITIL® Expert-Zertifizierung erforderlich sind, möchte ich in diesem Artikel beschreiben, wie ich das gemacht habe.

Auf meine erste ITIL-Prüfung, die Foundation Certification, habe ich mich 2012 im Rahmen einer Firmenschulung vorbereitet, die von einem Integrata-Trainer durchgeführt wurde. Wir waren eine kleine Gruppe von weniger als zehn Teilnehmern. Die Schulung war eine ‚Druckbetankung‘, wir haben uns zweieinhalb Tage lang den Inhalt in unsere Hirne ‚reinprügeln‘ lassen und dann direkt im Anschluss die Prüfung abgelegt, die vom TÜV Süd abgenommen wurde. Die Tage waren immer lang und anstrengend und am Abend ging es dann weiter mit dem Lernen. Alle Teilnehmer schafften die Prüfung am Nachmittag des dritten Tages.

Danach passierte bei mir erst mal nichts mehr hinsichtlich ITIL. Im August dieses Jahres erfuhr ich dann, dass mein Arbeitsplatz im IT-Support in der Niederlassung eines großen deutschen Versicherungskonzerns weg fällt. Ich habe zwar eine abgeschlossene Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann und ein abgeschlossenes Studium der Wirtschaftsinformatik vorzuweisen, doch meine Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass auch gut qualifizierte IT’ler teilweise als Externe im Service Desk gelandet sind. Das wollte ich nicht.

Ich möchte aber auch weiterhin gerne in der IT bleiben und habe im Rahmen meiner über 20-jährigen Berufserfahrung schon des Öfteren gemerkt, dass man als guter Mann/gute Frau gegen schlechte Prozesse kaum ankommt. Daher entwickelte ich ein gewisses Interesse an guter Aufbau- und Ablauforganisation in der IT. Also kam ich auf die Idee, mich im Bereich IT Service Management weiter zu qualifizieren, sprich: höhere ITIL-Weihen zu erlangen.

Mein erster Schritt bestand darin, dass ich mir die fünf ITIL-Lifecycle-Bücher bei Amazon bestellte, für happige 330 Euro. Das sind übrigens insgesamt ungefähr acht Kilogramm Buch. Letztlich brauchte ich die Bücher für die ITIL-Schulungen allerdings gar nicht. Ich werde sie mir aber trotzdem alle durchlesen, da die Syllabi für die einzelnen Prüfungen nicht die gesamten Bücher umfassen, ich den Stoff jedoch auch richtig kennen will.

Als ich mich näher damit befasste, wie viele Prüfungen ich absolvieren muss und wie viel die Schulungen jeweils bei deutschen Präsenzschulungsanbietern kosten, sah ich mich nach einer günstigeren Alternative um. Zudem wollte ich auch meine ITIL-Zertifizierungen schnell erledigen, um mich auf die Jobsuche zu stürzen. Dass ich keinen Resturlaub mehr hatte und somit in diesem Jahr keine Präsenzschulungen hätte besuchen können, war da nicht hilfreich.

Im Rahmen meiner Recherchen stieß ich dann auf die Online-Schulungen von Pink Elephant, die nicht nur deutlich günstiger (680 USD incl. Prüfung) als Präsenzschulungen waren, sondern die ich dazu auch ohne Resturlaubstage ’nebenbei‘ absolvieren konnte. Der Haken daran: alles ist in Englisch. Meine Englischkenntnisse waren jedoch ausreichend, um die Schulungen und Prüfungen in dieser Sprache erfolgreich zu absolvieren. Außerdem hatte ich durch etliche Kurse, die ich bei Coursera belegt hatte, schon gute Erfahrungen.

Da ich beruflich vor allem im Bereich Service Operation tätig bin, habe ich diesen Kurs zuerst absolviert und danach dann Service StrategyService DesignService TransitionContinual Service Improvement (CSI) und schließlich Managing Across the Lifecycle (MALC).

Ich finde, die Online-Kurse von Pink Elephant sind sehr gut aufgebaut. Sie bestehen aus vertonten und animierten Powerpoint-Präsentationen und zusätzlichem Lesestoff im PDF-Format. Außerdem gibt es zu den einzelnen Lernabschnitten immer Quizzes, in denen man schnell merkt, ob man den Stoff beherrscht. Ich habe jeweils für jede Prüfung den kompletten Kurs drei mal durchgearbeitet, danach hat der Stoff gesessen. Nachdem man einen Kurs bei Pink Elephant durchgearbeitet hat, kann man ein Schulungszertifikat herunterladen und sich beim Prüfungsdienstleister PEOPLECERT zur Prüfung anmelden.

Die Prüfungen, die man mit den Kursen von Pink Elephant kauft, sind ebenfalls online. Man benötigt dazu einen Windows-Rechner oder einen Mac mit beweglicher Webcam und Sound, also beispielsweise ein Notebook und natürlich eine brauchbare Internet-Verbindung. Nach der Anmeldung zur Prüfung bei PEOPLECERT klickt man sich einen freien Termin in einem Webinterface. Die Prüfung läuft dann so ab, dass man für den Zeitraum der Prüfung eine Software (Exam Shield) auf seinem Rechner installieren (Windows) oder starten (Mac) muss, die dann die Kontrolle übernimmt. Mit Hilfe der Software GoToMeeting übernimmt dann ein Prüfer (Online Proctor) die Kontrolle über den eigenen Rechner, während man sich durch die Prüfung klickt. Während der Prüfung besteht eine Video- und Audio-Verbindung. Der Prüfer schaut und hört einem während der Prüfung die ganze Zeit zu – damit nicht gepfuscht wird. Vor Beginn der Prüfung muss man mit der beweglichen Webcam auch den Arbeitsplatz und die benutzen Utensilien vorzeigen, ebenfalls um dem Betrug vorzubeugen. Die Prüfungsfragen darf man sich vor Beginn der Prüfung ausdrucken. Nach Ende der Prüfung bekommt man sofort seine vorläufigen Prüfungsergebnisse mitgeteilt. Vorläufig deshalb, weil PEOPLECERT sich eine zweitätige ‚Revisionszeit‘ vorbehält, für den Fall, dass es zu Ungereimtheiten während der Prüfung gekommen ist. Die ganze Prüfung (und man selbst) wird aufgezeichnet, vielleicht schaut sich ja noch eine zweite Person die Videos an (Vier-Augen-Prinzip), aber da kann ich nur spekulieren.

Nach ein bis zwei Arbeitstagen erhält man dann die offiziellen Ergebnisse. Man sieht, wie man in den einzelnen Prüfungsbereichen abgeschnitten hat und es gibt schon mal Zertifikate als PDF-Datei zum Download. Die Papier-Zertifikate inklusive der formschönen ITIL-Anstecknadeln kommen dann meist nach circa vier Wochen mit der Post.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit den Schulungen und dem Prozedere und Ablauf für die Prüfungen. Bei den Schulungen fehlt mir der direkte Vergleich zu Präsenzschulungen für die Intermediate-Kurse, jedoch waren die Online-Schulungen gut genug, um mich jeweils gleich beim ersten Anlauf durch die Prüfungen zu bringen. Die Bestehensquote für die Intermediate-Prüfungen liegen übrigens bei grob 80%, aber man kann die Prüfungen ja wiederholen, solange das Geld reicht 😉 .

Auch die letzte Prüfung für die ITIL Expert-Zertifizierung, Managing Across the Lifecycle (MALC), habe ich über Pink Elephant/PEOPLECERT absolviert. Dort liegt die Bestehensquote wohl so um die 65%, sie ist also schwieriger. Für die Vorbereitung habe ich mir noch das Büchlein Passing Your ITIL Managing Across the Lifecycle Exam bei Amazon bestellt, dass stolze 65 Euro kostet. Dennoch fand ich diese Investition lohnenswert.

So, das war die Geschichte meiner ITIL-Prüfungen. Die MALC-Prüfung habe ich erst heute früh abgelegt, so dass ich jetzt noch zwei Arbeitstage warten muss, bis sie offiziell im Kasten ist. Dann habe ich erst einmal genug von den ITIL-Prüfungen und wende mich kurz dem Projektmanagement in Form einer PRINCE2-Foundation-Prüfung zu. Ich muss schließlich attraktiv für den Arbeitsmarkt sein…

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