Direkt zum Hauptbereich

Von der Idee zum Geschäftsmodell

Am Anfang der Unternehmensgründung steht eine Idee. Doch eine Idee zu haben genügt nicht. Was zählt, ist aus dieser Idee ein Konzept heraus zu entwickeln. Ein Unternehmen kann nämlich nur dann überleben, wenn es etwas von Wert für den Kunden anbietet, für das dieser bereit ist, so viel zu zahlen, dass sich das Angebot für das Unternehmen rechnet.

Die anfängliche Vielzahl von Ideen muss reduziert werden, bis noch eine oder einige wenige übrig bleiben. Diese Idee muss zu einem Konzept 'geknetet' werden, sie muss durchdacht und immer wieder modifiziert werden. Sie muss an Substanz und Tiefe gewinnen. Vor allem sollte das Konzept, das aus diesem Prozess resultiert, eine gewisse 'Standfestigkeit' haben. Eine Änderung im Umfeld, wie beispielsweise sich ändernder Kundengeschmack oder zunehmender Wettbewerb sollten der Praxistauglichkeit des Konzeptes nichts anhaben können.

Ein Unternehmen kann sich vom Wettbewerb anhand von drei grundlegenden Kriterien (Achsen) unterscheiden:

  • Leistung in der operativen Ausführung (Operational Excellence).
  • Kenntnis des Kunden (Customer Intimacy).
  • Überlegenheit des Produktes (Performance Superiority).
Man sollte schon während der der Arbeit an seinem Konzept im Hinterkopf haben, welchen Stellenwert diese drei Kriterien haben und welche Konsequenzen Änderungen auf diesen Achsen (z. B. bringt ein Mittbewerber ein überlegenes Produkt heraus) auf die Wirtschaftlichkeit des eigenen Konzeptes haben könnten. Hilfreich ist, wenn sich das eigene Angebot in verschiedenen Aspekten von dem der Konkurrenz unterscheidet. Hierbei muss man aber beachten, dass man in der Praxis meist nur bei maximal einem der oben genannten Kriterien besser als der Wettbewerb sein kann und bei den anderen beiden ausreichend gut. Die höchste Qualität zum geringsten Preis anzubieten ist also nicht unbedingt eine gute Strategie.

Bildlich könnte man sagen, dass aus dem 'Granitblock' der ersten Idee das Geschäftskonzept 'herausgemeißelt' wird.

Wenn das eigene Unternehmen auf Dauer erfolgreich sein soll, ist es auch wichtig, dass die Bedürfnisse des Gründers, der ja gerade bei Kleinunternehmen (Micro-Enterprises) oftmals der einzige arbeitende Mensch im Kleinunternehmen ist (Owner-Operator), berücksichtigt werden. Das Unternehmen muss also seine Neigungen, Eignung und Wertvorstellungen widerspiegeln. Man könnte auch sagen, dass das eigene Unternehmen den Lebenszielen des Gründers untergeordnet ist. Bei der Abwägung von Gründungsideen und Konzepten sollte man sich fragen, warum man auf eine Idee kam. Vielleicht ist ja unter der Idee eine Leidenschaft verborgen, die sich mit einer anderen Idee, die eher den Neigungen und der Eignung des Gründers entspricht, besser umsetzen lässt. So könnte beispielsweise ein Gründer, der eine Leidenschaft für Spanien hat, überlegen, ob er ein spanisches Restaurant eröffnet, Sprache und Kultur Spaniens lehren will, einen Reiseführer schreibt, etc. Wichtig ist, dass der Gründer ökonomisch verwertbare Kenntnisse und/oder Fertigkeiten hat. Diese müssen nicht unbedingt im betriebswirtschaftlichen Bereich liegen. Auch die Fähigkeit, eine Idee unter Zuhilfenahme von 'Spezialisten' in ein Produkt umzusetzen, ist ökonomisch verwertbar.

Den Prozess der Ideenfindung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn die 'falsche' umgesetzte Idee kann leicht zum Scheitern der Gründung führen, während die 'richtige' den Gründer als Mensch glücklich und erfüllt und als Geschäftsmann erfolgreich machen kann.

Ein Mindmapping-Tool, wie beispielsweise das kostenlose FreeMind, ist gut geeignet, um die verschiedenen Sicht- und Herangehensweisen an die möglichen Gründungsideen zu visualisieren. Apropos visualisieren: ein weiteres hilfreiches Mittel ist es, sich vorzustellen, wie das fertige Unternehmen später einmal aussieht, also gewissermaßen im Kopf einen Film ablaufen zu lassen, der zeigt, wie die Kunden mit der Firma agieren, wie die Abläufe sind - und wie man sich dabei fühlt.

Eine Geschäftsidee muss nicht immer neu sein, es kann auch von Erfolg gekrönt sein, auf Basis einer bereits woanders erfolgreich umgesetzte Geschäftsidee ein Unternehmen zu gründen. Dies kann auch eine Variation einer vorhandenen Idee sein, so wie beispielsweise Amazon den physischen Buchladen durch einen virtuellen ersetzt hat. Amazon hat hier - zumindest teilweise - die Funktionen eines Buchhändlers mit den neuen technischen Möglichkeiten des Internets und moderner Logistik zu etwas Neuem kombiniert. Ein anderes Beispiel ist die Dampflokomotive, bei der die Technik der Pferdebahn mit der Technik der Dampfmaschine so kombiniert wurde, dass der Transport von Gütern und Menschen nun viel schneller und über viel größere Distanzen möglich wurde. Auch neue Nutzungsmöglichkeiten für Bestehendes können die Basis für eine Geschäftsidee sein. Beispielsweise könnte man die Räume einer Bibliothek außerhalb der Öffnungszeiten für eine kleine Kunstausstellung nutzen.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist das 'Neuerfinden' von 'klassischen' Produkten oder Dienstleistungen mit modernen Mitteln. Ein Beispiel hierfür ist Software, mit der man seine Steuererklärung heute relativ komfortabel selber erstellen kann, anstatt die 'klassischen' Dienstleister Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein zu nutzen.

Gerade für Start-Ups bietet es sich an, externe Partner für die Erstellung des eigenen Produktes/Services in Anspruch zu nehmen. So kann man komplette Komponenten durch spezialisierte Dienstleister erledigen lassen, wie beispielsweise die Versandabwicklung bei Online-Händlern über Fulfillment-Center. Man vermeidet dadurch Fixkosten, was gerade in der Anfangsphase sehr hilfreich ist.

Ein weiterer Aspekt ist die Vermeidung von Komplexität. Je einfacher eine Idee in der Umsetzung ist, desto besser. Komplexität ist oftmals ein Kostentreiber.

Wenn mein eine Geschäftsidee bewertet, sollte man sich auch darüber klar werden, welche (impliziten) Voraussetzungen (englisch: Critically Important Assumptions) erfüllt sein müssen, damit die Geschäftsidee erfolgreich sein kann.

Fazit

Das Finden der Geschäftsidee, die man umsetzen will, ist keine einfache Sache. Sie braucht Zeit und intensive Auseinandersetzung mit dem Thema. Überlegen Sie gut, womit Sie gründen, denn diese Entscheidung hat weitreichende Folgen. Aber lassen Sie sich auch nicht ewig Zeit. Vor allem bei den Ideen, die keine großen Investitionen voraussetzen, ist es vielleicht gar nicht so schlimm, wenn man 'unterwegs' merkt, dass man an der Idee noch etwas arbeiten muss. Schlimmer wäre es hier, wenn man vor lauter Angst, nicht die optimale Idee zu haben, gar nicht erst gestartet wäre.


Weiterführende Informationen
  • Entrepreneurship-Campus
  • Buch Kopf schlägt Kapital: Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen - Von der Lust, ein Entrepreneur zu sein von Prof. Dr. Günter Faltin

Kommentare