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Mensch, ärgere dich nicht

Die Stoiker haben sich auch mit dem Ärger beschäftigt. Seneca hat dazu eine eigene Schrift verfasst: De ira.

Er schreibt, dass (zu seiner Zeit) viele Menschen getötet und ganze Städte durch die Wut zerstört wurden. Er weist uns darauf hin, dass die Wut uns jedoch vor allem persönlich zerstören kann. Oder wie Meister Yoda es in Star Wars formulierte: "[..] Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid."

Für den Stoiker ist die Wut oder der Ärger eine nutzlose Sache. Den meist regen wir uns über etwas auf, das wir nicht kontrollieren können, beispielsweise den Stau, in dem wir mal wieder stehen. Und das, worüber der Stoiker nicht die volle Kontrolle hat, ist für ihn indifferent.

Auch hier nutzt der Stoiker also wieder seinen Verstand, um sich zu kontrollieren. Er erkennt, dass sein Ärger eine Verschwendung ist. Wir erzeugen den Ärger in uns selbst und leiden an ihm.

Ärger und Wut können zwar im Einzelfall motivierend wirken, doch das Problem ist, dass sie 'danach' nicht so einfach 'abzustellen' sind.

Die Vermeidung von Wut und Ärger bedeutet aber nicht, dass der Stoiker in einer Situation, in der diese normalerweise zu einer Handlung drängen, untätig bleiben soll. Seneca macht dies am Beispiel eines Sohnes klar, dessen Vater getötet und dessen Mutter vergewaltigt wird. Der Sohn soll nicht untätig dabei zusehen, sondern den Täter möglichst ruhig bestrafen. Dabei ist er in seinem Vorgehen vermutlich effektiver. Die Bestrafung erfolgt hierbei nicht im Sinne der Vergeltung, sondern um den Täter zu lehren, so etwas zukünftig nicht mehr zu tun.

Das Beispiel mit der Familie ist schon ganz schön anspruchsvoll. Dennoch ist seit Rat richtig. Viele Dinge, über die wir uns aufregen, sind eher banal und wir können uns in der Tat klar machen, dass unser Ärger nichts an einer Sache ändert. Sie ist ja schließlich außerhalb unserer Kontrolle. Und was die Rache für Familie betrifft: das ist Sache der Gerichte und des Gewalt-Monopols des Staates.

Mark Aurel zeigt uns noch eine andere Perspektive auf den Ärger: er ist über die Zeit gesehen unbedeutend. Ich hatte ja schon mal die 10-10-10-Regel erwähnt, die hier hilfreich sein kann, ebenso wie ein Blick auf das große Ganze der Zeit.





#stoizismus

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