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Vom Guten, vom Schlechten und vom Indifferenten

In verschiedenen Artikeln habe ich schon die Begriffe des Guten, des Schlechten und des Indifferenten verwendet. Hier will ich sie noch einmal etwas beleuchten.

Für das Gute gibt der Begründer des Stoizismus, Zenon von Kition, einige Beispiele:
  • Weisheit
  • Mäßigkeit
  • Gerechtigkeit
  • Mut
  • alles Tugendhafte

Auch für das Schlechte nennt er Beispiele:
  • Torheit
  • Unmäßigkeit
  • Ungerechtigkeit
  • Feigheit
  • alles Sündhafte

Man sieht, dass die von Zenon genannten Beispiele spiegelbildlich sind. Die 'guten' Beispiele sind die Kardinaltugenden (areté, ἀρετή, ῆς, ἡ), die 'schlechten' die Kardinalsünden (kakia, κακία, ας, ἡ) im Stoizismus.

Das Gute zeichnet sich dadurch aus, dass es nützlich oder hilfreich ist (óphelimos ὠφέλιμος, ον) und ehrenhaft und schön (kalos, καλός, ή, όν). Die Schönheit verstehe ich hier so, dass es ja eben genau zu unserer Natur passt und deshalb 'schön' ist.

Das Indifferente (ta adiaphora) ist alles, was nicht unserer direkten Kontrolle unterliegt. Es lässt sich grob subsummieren unter den Begriffen GesundheitWohlstandAnsehen. Auch der Tod gehört natürlich in den Bereich des Indifferenten. Für den Stoiker ist die Lebensqualität wichtiger als die Dauer des Lebens. Und mit Lebensqualität meine ich hier das Leben im Einklang mit der Natur (eudaimonía, εὐδαιμονία).

Die Stoiker erkennen aber durchaus den Wert des Indifferenten an. So wird dem Stoiker Chrysippos von Soloi das Bonmot nachgesagt, dass der weise Mann nichts braucht, aber alles gut verwenden kann, während der Narr unzählige Dinge 'benötigt', sie aber nicht nutzen kann.

Beim Indifferenten unterscheidet der Stoizismus zwischen dem mit mehr und weniger Wert. Bevorzugt (axia eklektiké) wird dabei, was im Einklang mit der Natur steht. Was im Konflikt mit der Natur steht, wird nicht wertgeschätzt (apaxia).

Für die Stoiker ist ein gutes Leben eines, das auf das Streben nach Glück (eudaimonía, εὐδαιμονία) ausgerichtet ist. Das Streben nach Glück ist sicherlich fast allen Menschen gemein, doch viele Menschen suchen es in dem, was für den Stoiker nicht so wichtig (indifferent) ist, wie Materiellem oder dem 'guten Ruf'.

Der Stoiker Epictetus gibt einige Beispiele dafür, wie ein gutes Leben aussehen könnte:
  • Esse und trinke angemessen.
  • Kleide dich angemessen.
  • Heirate und habe Kinder.
  • Nehme aktiv am gesellschaftlichen Leben teil.
  • Ertrage mit deiner Weisheit und Tugend das dumme Benehmen anderer Menschen.

Den Punkt mit den Kindern muss man vielleicht angesichts der sieben Milliarden Menschen, die zur Zeit unseren Planeten bevölkern, für die heutige Zeit noch einmal überdenken.




#stoizismus

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