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Stoizismus und Liebe

Die Stoiker und die Liebe? Wirklich? Ja, aber anders.

Der Philosoph als solcher liebt (philia, φιλία, ας, ἡ) schon die Weisheit (sophos, σοφός, ή, όν) per Definition. Aber darum geht es hier nicht.

Ein Aspekt der Liebe im Stoizismus ist die Liebe zur Tugend, die das wirklich wichtige im Leben ist. Der Stoiker erkennt aber auch die Tatsache an, dass der Mensch  ein soziales Wesen ist, und dass alle Menschen miteinander 'verwandt' sind. Gemäß der Unterteilung in gutschlecht und indifferent sind alle anderen Menschen indifferent, denn man hat ja nicht die volle Kontrolle über sie. Dennoch bilden sie eine besondere 'Klasse' unter den indifferenten 'Dingen'. Man kann argumentieren, dass das Gute in den anderen Menschen unsere Zuneigung und Freundschaft auslöst. Sogar der idealisierte Weise kann nach Seneca zwar auf Freunde, Nachbarn und Mitbewohner verzichten, würde deren Vorhandensein aber vorziehen.

Die Stoiker sagen, man soll die 'Menschheit' lieben und anderen Menschen Gutes tun. Die Liebe von Eltern für ihr Kind ist für sie eine 'natürliche Zuneigung' (philostorgia).

Die Liebe ist im Stoizismus bedingungslos, hängt also nicht vom Verhalten des Anderen ab und auch nicht davon, ob man 'zurückgeliebt' wird. Sie ist rational gesteuert und dient der Verbesserung der eigenen Menschlichkeit.

Zenon von Kition hat die Vision von einer idealen Stoischen Republik entworfen, in der alle Menschen in wahrer Freundschaft und Harmonie miteinander leben. Dazu sind allerdings nur die Weisen in der Lage, so dass seine Vision ein rein theoretisches Konstrukt ist. Eine 'Zweckfreundschaft', die zum gegenseitigen Vorteil eingegangen wird, ist also keine Freundschaft im stoischen Sinne.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Liebe im Stoizismus nicht das ist, was man umgangssprachlich unter diesem Begriff versteht, sondern eher rational geprägt ist. Sie ist dabei nicht auf wenige Individuen beschränkt, sondern umfasst im Idealfall die ganze Menschheit.



#stoizismus

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