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Negative Visualisierung

Eine wichtige Praxis des Stoizismus ist es, sich Worst-Case-Szenarien vorzustellen (Negative Visualisierung), also schon vorab darüber nachzudenken, was alles Schlimmes passieren kann.

Dahinter stehen zwei Ideen.

Die erste Idee ist die, dass man sich schon mal an eine negative Situation vorab gewöhnen kann. Dadurch ist der Schock dann etwas geringer, wenn sie wirklich eintritt.

Beispielsweise kann man sich vorstellen, dass man von seinem Arbeitgeber entlassen wird. Dieses Ereignis kann man dann wieder und wieder durchspielen und sich schon einmal daran gewöhnen. Falls das Ereignis dann tatsächlich eintritt, ist das zwar immer noch sehr unschön, aber man ist schon mal mit dem Gedanken vertraut. Vielleicht stellt man sogar fest, dass das Ereignis dann gar nicht so schlimm ist, wie man es sich vorgestellt hat und ist sogar ein wenig 'angenehm überrascht'.

Die zweite Idee hinter dieser Praxis ist, die eigene Situation mehr zu würdigen. Bezüglich des Arbeitsplatzverlustes kann man sich zum Beispiel freuen, dass man wieder ein Jahr mehr 'geschafft' hat, ohne seine Arbeitsstelle zu verlieren. Man wirkt so der Hedonischen Anpassung entgegen.

Wenn sich der Stoiker Worst-Case-Szenarien vorstellt, geht es natürlich darum, eine akzeptierende Haltung dazu zu entwickeln. Wird man beispielsweise arbeitslos, ist das aus Sicht des Stoizismus indifferent, denn man hat ja schließlich keine volle Kontrolle darüber. Man sollte sich also beim Vorstellen des Szenarios gleich auch sagen, dass es man es akzeptiert und es nicht wirklich wichtig ist. Das ist sicherlich nicht einfach. Hier macht hoffentlich die Übung den Meister.

Die Gewöhnung an Wort-Case-Szenarien bedeutet nicht, dass der Stoiker bei ihrem Eintritt selig lächelt und nichts tut. Es bedeutet lediglich, dass er ein unabwendbares Ereignis akzeptiert. Ist das Ereignis eingetreten, wird er handeln, sich also im Falle der Arbeitslosigkeit beispielsweise um eine neue Anstellung bemühen.



#stoizismus

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