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Vom Umgang mit Engpässen (Constraints)

In diesem Artikel geht es darum, wie man mit den im letzten Artikel vorgestellten Engpässen am besten umgeht. Ich habe in diesem Artikel habe ich einige Abschnitte rot hervorgehoben. Das sind ganz wesentliche Einsichten der Theory of Constraints, die jeder daran Interessierte sich merken sollte.

Findet man einen die Leistung limitierenden Engpass, beispielsweise in der Warenauslieferung, sollte man ihn erweitern, also den Engpass 'breiter machen'.

Hierfür hat der Erfinder der Durchsatzrechnung und der EngpasstheorieDr. Eliyahu Goldratt, uns praktischerweise einen Prozess zur Verfügung gestellt

Dieser Prozess, die Fünf Fokus-Schritte (Five Focusing Steps, 5FS), bildet das zentrale Element der Engpasstheorie (Theory of Constraints). Die Schritte werden genau in der angegebenen Reihenfolge abgearbeitet:
  1. Identifiziere den Engpass.
  2. Überlege, wie du die maximale Leistung aus dem Engpass herausholen kannst. Anders gesagt: nutzen ihn mit größtmöglicher Kapazität (am besten ohne Unterbrechung).
  3. Ordne alles andere dieser Entscheidung unter. Der Engpass ist der 'König', dem alle anderen dienen.
  4. Vergrößere die Kapazität des Engpasses.
  5. Falls du durch den vorherigen Schritt den Engpass aufgelöst hast (also der Engpass jetzt woanders liegt), gehe zurück zum ersten Schritt. Erlaube nicht, dass deine Trägheit zum Engpass wird. Durchlaufe diesen Zyklus immer wieder.

Hier kommt die erste Regel, die Sie sich unbedingt merken sollten:


Zeit, die man am Engpass verliert, ist unwiederbringlich für das gesamte System verloren. Eine Unterbrechung am Engpass kann nie wieder aufgeholt werden. Der Engpass muss mit maximaler Auslastung betrieben werden.


Konsequenz dieser Regel ist, dass die Arbeitsschritte vor dem Engpass Überkapazitäten (auch: SchutzkapazitätProtective Capacity) aufweisen sollten. Durch diese Überkapazitäten werden Unterbrechungen in der Produktion vor dem Engpass abgefangen. Tritt eine solche Unterbrechung auf, wird die Produktion in den Schritten vor dem Engpass erhöht, die ja per Definition höher ist als die Leistung des Engpasses. Im 'Normalbetrieb' produzieren die dem Engpass vorausgehenden Produktionsschritte aber nur soviel, wie der Engpass auch konsumiert.

Zweite Konsequenz ist, dass vor dem Engpass ganz bewusst ein Lager mit 'Arbeitsvorräten' aufgebaut wird. Dieses Lager wird Puffer (Buffer) genannt. Beide Maßnahmen sollen gewährleisten, dass der Engpass niemals auf Arbeit von vorausgehenden Produktionsschritten warten muss.

Hier wird schon ein wesentlicher Unterschied zur 'klassischen' Kostenrechnung deutlich, bei der aus Effizienzgründen jeden Arbeitsschritt mit maximaler Kapazität arbeiten würde, was zu einem immer größer werdenden Berg an Unfertigen Erzeugnissen vor dem Engpass führen würde.

Die zweite wichtige Regel lautet:


Kapazitätsverbesserungen vor oder hinter dem Engpass haben keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Menge der produzierten Güter.


Konsequenz dieser Regel ist, dass sich Maßnahmen zur Verbesserung der Produktion primär auf den Engpass konzentrieren sollten. Oftmals sind die verfügbaren Ressourcen für Verbesserungsmaßnahmen im Unternehmen begrenzt. Die Engpasstheorie sagt uns, wo wir sie vorzugsweise einsetzen sollten: am Engpass.

Hier kommt die dritte wichtige Regel:


Nicht lokale, sondern globale Optimierungen stehen im Vordergrund. Das Gesamtsystem soll in seiner Leistung verbessert werden.




Die letzte Regel zeigt gleichzeitig den größten Unterschied zwischen der 'klassischen' Kostenrechnung und der Durchsatzrechnung auf.

Die fünfte Regel der 5FS sagt uns, dass der Engpass in einem System nicht zwangsweise immer an der gleichen Stelle ist, sondern, wenn man ihn entsprechend aufweitet, nicht mehr länger der Engpass ist. Der Engpass liegt dann an einer anderen Stelle, er ist gewandert. Auch dies ist eine Erkenntnis, derer man sich bewusst sein sollte. Irgendwann kommt vielleicht der Punkt, wo man an der falschen Stelle optimiert, weil der Engpass unbemerkt gewandert ist. Unter Umständen kann ein Engpass sehr schnell wandern, was zu unerwarteten Effekten führen kann.

Man kann den Engpass auch bewusst an der gleichen Stelle halten. Darum geht es dann im nächsten Artikel.

Der Engpass eines Systems ist nicht fix, wir können ihn meist ändern. Wenn wir den bestehenden Engpass nur genug aufweiten, ist er nicht mehr länger der Engpass, sondern es gibt einen neuen Engpass an anderer Stelle.



#toc #durchsatzrechnung

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